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Tag 8 - Der Großmeister bittet zum "Tanz"

Nachdem die letzten Tage eher trüb und für die Verhältnisse rund um Miyashiro "kühl" (wir reden hier über 28 Grad und eine extreme Luftfeutigkeit) daherkamen, schaute heute die Sonne durch die Wolken. Der Effekt - die Luftfeutigkeit blieb, die Temeperaturen stiegen.

Eigentlich der perfekte Tag, um sich so richtig sportlich zu betätigen. Schon der Hinweg, wurde durch ein kleines Missgeschick aufregender als gedacht. Denn waren an der Maschine zum Entwerten der Fahrkarten noch alle da, fehlte eine Minute später bei Abfahrt des Zuges... ...Silvana! Oh je! Was war passiert? Der Mecklenburger an sich, ist natürlich mit solch speziellen Automaten nicht vertraut. Und so kam, was kommen musste, die Maschine versagte, Silvana brauchte etwas zu lange und... ...der Zug war weg. Her Sekine (dieser Mann ist in Gold nicht aufzuwiegen) organisierte schnell die Gruppenzusammenführung und schon ging es wenige Stationen später wieder gemeinsam weiter, denn wir wollten doch endlich mal wieder so richtig Sport machen. Das dachten sich nicht nur wir, sondern auch die 25 Jungen der Senior High School von Kasukabe. Das besondere dieser Schule - es ist eine reine Jungenschule, aber eine der Besten in der Präfektur Saitama. Aber wir erregten hier in zweierlei Hinsicht Aufsehen. Erstens, fallen wir hier natürlich leicht auf:

  • Einheitskleidung dank unserer tollen Sponsoren auf japanischer und deutscher Seite

  • unsere Haare sind nicht bei allen ganz so schwarz und

  • einige von uns sind auch ein bisschen größer

Zum Zweiten, weil wir eben nicht nur eine rein männliche Gruppe sind, sondern und das ist auch gut so, auch 6 wunderbare Mädels mit dabei haben,was die Jungs der Schule, die uns heute beim Kendo begleiteten, vor kleinere bis mittelschwere Probleme stellte. Dazu kommen wir aber noch.

Schon als wir die Treppe zum Dojo emporstiegen, hörten wir laute Schreie, gefolgt von dem Geräusch, was das Bambusschwert - das Shinai - hinterlässt, wenn es auf den Körper des Gegners trifft. Wir schauten uns alle erstaunt an. Was passiert da gleich mit uns?

Im Dojo selbst, war es heiß! Sehr heiß!! und auch die in allen Ecken stehenden Ventilatoren vermochten es nicht, den Raum zu kühlen. Und dabei machten die Jungs scheinbar schon seit Stunden Sport, befolgten immer wieder die Anweisungen des Meisters und brachten uns zum staunen. Nach der eindrucksvollen Demonstration nahmen die Jungen ihre Masken - den Men - ab und man sah ihnen an, dass sie in den letzten Stunden sehr fleißig trainiert hatten. Das es schweißtreibend werden würde, hatte man uns vorher gesagt, aber so? Wir waren gespannt. Und dann bat uns Herr Sekine - einer der bedeutensten Meister des Kendo, denn nur 450 Kendo-Meister der Welt besitzen den höchsten, den 8. Dan und er ist einer davon - uns umzuziehen. Als er aber dann selbst Hand anlegte, um die richtige Schnürung durchzuführen, blieb uns schnell die Luft weg, so eng wurde es um den Bauch geschnürt. Und plötzlich merkten wir, dass allein das bloße Tragen der Kleidung uns die ersten Schweißtropfen auf die Stirn zauberte. Brustpanzer, Lendenschurz, Maske und Handschuhe fehlten da noch, wurden aber schnellstens nachgeliefert, damit uns nicht kalt wird...

Aber nicht nur den Jungs der Delegation blieb die Luft weg, auch den Jungs der High School, denn sie sollten nun den Mädels die Schutzkleidung anlegen. Gut das Herr Sekine zwei Begleiterinnen dabei hatte, die nun schnell zur Seite sprangen und halfen.

Und dann ging es los. Schrittkombinationen, die einem Tanz glichen, verbunden mit dem Einsatz des Shinai und lauten Schreien. Beieindruckend und sollte uns einige Überwindung kosten, vor allem unsere Stimme einzusetzen. Die Schüler unterstützten uns und Herr Sekine verbesserte sowohl Haltung, als auch Aussprache, machte uns Mut, denn seiner Meinung nach sah alles schon jetzt wundervoll und schon sehr gut aus! Doch bei den Trockenübungen blieb es nicht. Angriffe gegen erfahrene Kendo-Schüler wurden geübt und am Ende gipfelte alles in einem Match - leider nur Mann gegen Mann, was vor allem Jördis sehr traurig macht, wollte sie den Jungs doch so richtig den Hintern versohlen. Nach den intensiven 2 Stunden im Dojo gab es ein leckeres Mittagessen in der Mensa, wo die angesprochenen Probleme der Jungs mit unseren Mädels weitergingen, denn auf unseren und auch den Wunsch der japanischen Seite wollten wir gern gemischt an den Tischen sitzen, um etwas ins Gespräch zu kommen. Doch während die Sitzplätze neben den Jungs schnell weg waren, blieben die, neben den Mädchen frei. Erst Meister Sekine bracht die schüchternen Schüler dazu, neben den Mädchen Platz zu nehmen. (Das wünschte sich so manch ein Vater in Deutschland auch, oder?)

Nach der Verabschiedung und einer wohlverdienten Abkühlung unter der Dusche, fuhren wir zum Bahnhof Omiya, einem der wichtigsten Bahnhöfe rund um Tokyo. 22 Gleise und mehr als 150.000 Pendler pro Tag lassen es von außen betrachtet, wie einen Ameisenhaufen erscheinen. Einen nach strengen Regeln und sehr pünktlichen Ameisenhaufen. Und hier hatten wir dann Zeit zum shoppen, welche unterschiedlich genutzt wurde.

Nach unserer Rückfahrt nach Miyashiro, ein ungewohntes Bild am Bahnhof - die Gasteltern fehlten... ALLE!! Was war denn da los?

Nichts, wie sich schnell herausstellte, denn nach und nach wurden alle abgeholt, um sich wenig später beim heutigen Sommerfest wiederzusehen.

Leider konnten nicht alle am Abend beim Bonodori Sommerfest dabei sein. Denn dort zeigten sich die Japaner der Gemeinde Miyashiro von ihrer geselligen Seite. Die fehlenden Teilnehmer waren mit ihren Familien lecker essen. Es wurde getanzt, musiziert, gegessen und es gab ein Feuerwerk - wie bei jeden gutem Volksfest - doch irgendwie ganz anders. Aber von vorne: Das Fest fand im Freien unter dem langsam dunkel werdenden Himmel statt. Die Temperatur war angenehm - außer für den Teil der Gruppe, welcher in tradioniellen Kimonos und Yukatas erschienen war. Um ein großes Podest herum wurde abwechselnd auf tradionielle Art und Weise getanzt, hierbei war Beobachtungsgabe und Taktgefühl gefragt und auf Trommeln die Menge unterhalten. Im Laufe des Abends ließen alle Mecklenburger ihre Hemmungen fallen und waren mitten drin im Getümmel. Am Rand wurde unterdessen gegessen, sich unterhalten und natürlich fleißig Erinnerungsfotos geschossen. Zum Ende hin bildete ein kleines aber feines Feuerwerk den Schluss für diesen ausgelassenen Abend der Sportjugend MV

Morgen sind wir dann alle mit unseren Gastfamilien in Japan unterwegs. Da müssen wir uns noch Gedanken machen, wie wir alle unsere fleißigen Leser über das auf dem Laufenden halten, was passiert ist. Aber auch dafür finden wir ne Lösung.


Oyasumi nassai! (Ach ja... für uns schon ganz normal... das heißt "Gute Nacht!")


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